Halbzeittagung 2024 der Bezirksschiedsrichter

Die erschwerte Anreise durch Bahnstreik und Bauern-Demo konnte die 71 Teilnehmer der Halbzeittagung 2024 der Schiedsrichter (SR) des NFV Bezirk Lüneburg nicht abschrecken. Die Fahrt zum Havenhostel, NFV Kreis Stade, hatte sich gelohnt und Jürgen Bockelmann (Bezirksschiedsrichterobmann, BSO) sagte am Ende der zweittägigen Veranstaltung: „Besser kann es nicht laufen.“

Die SR aus dem Talentkader - von links: Leon Seffner (Kreis Rotenburg), Tim Krause und Jonas Blomtrath (beide Kreis Heidekreis), Leon Bartsch (Kreis Celle) zusammen mit Jürgen Bockelmann (Bezirksschiedsrichterobmann)
Die SR aus dem Talentkader - von links: Jonas Blomtrath , Leon Bartsch, Tim Krause und Leon Seffner zusammen mit Martin Zornow (Bezirksschiedsrichterlehrwart)

Und das, obwohl der Verband hat die Halbzeittagung mit den Oberligaschiedsrichtern vorgezogen hatte, deren Veranstaltung somit zeitgleich stattfand und damit einige SR nicht dabei sein konnten. Der BSO versucht die Abstimmung mit dem Verband künftig besser zu koordinieren, damit im nächsten Jahr auch die Oberligaschiedsrichter wieder bei der Halbzeittagung dabei sein können.  

Der Einladung des Bezirksschiedsrichterausschusses (BSA) waren auch vier SR aus dem Talentkader gefolgt, die bei der Prüfung ihres Lehrganges sogar die Norm für die Landesliga erfüllt hatten. Leon Bartsch (Kreis Celle), Leon Seffner (Kreis Rotenburg), Jonas Blomtrath und Tim Krause (beide Kreis Heidekreis) könnten die nächsten Top-SR des Bezirk Lüneburg werden. 

Die beiden Veranstaltungstage hatten unter anderem folgende Inhalte:

Rückblick und Ausblick des BSO
Jürgen Bockelmann (BSO)
neuer SR im Bezirk Lüneburg: Patrick Hiebert (Kreis Heidekreis) hier mit dem BSO
Hanna Hofmann (Kreis Heide-Wendland) ist in die Frauen-Regionalliga und die Herren-Bezirksliga aufgestiegen.

Der BSO stellte mit Patrick Hiebert (Kreis Heidekreis) einen neuen Landesliga-SR vor, der vom Hamburger Fußballverband nach Niedersachsen gewechselt ist. Zudem gratulierte er Hanna Hofmann (Kreis Heide-Wendland) zum Aufstieg in die Frauen-Regionalliga und die Herren-Bezirksliga.

Hanna wurde im Bericht des BSO noch einmal lobend erwähnt, weil sie gemeinsam mit Anne Heuer (Kreis Heide-Wendland) die Frauen-Mannschaft beim Jung-Schiedsrichter-Turnier 2024 in Verden betreute. Während die Frauen sich über Platz drei freuen konnten, wurden die Jung-SR aus dem Kreis Celle Sieger des diesjährigen Turniers. Jürgen war bereits in der Vorrundenhalle der Celler Mannschaft vor Ort und ahnte dort schon, dass es etwas werden könnte.

Während die Anzahl der Bezirks- und Landesliga-SR aus Sicht des BSO ausreichend ist, machen ihm die vielen Freitermine Sorgen. „Je schlechter das Wetter, umso mehr Freitermine.“ beklagte der BSO die Situation insbesondere zum Ende der Hinrunde und bat die SR ihre Freiterminpflege unbedingt nochmal alle überdenken.

Der Hinweis des BSO zum Spielbericht-Online (SBO) ist nicht neu: bitte denkt daran den SBO (und möglichst auch die Spesen) binnen einer Stunde nach Spielschluss im DFBnet freizugeben. 

Weitere Infos des BSA gab es in Kurzform zu folgenden Themen:

SPESEN
Möglicherweise gibt es eine Erhöhung zur neuen Saison. Es steht noch die Zustimmung des Verbandsvorstandes aus. BSA hält diese Erhöhung für unbedingt erforderlich.

AUSBILDUNG
Die Bereitschaft für die Teilnahme an Verbandslehrgängen nimmt leider ab. Der BSA warb darum, hier mehr Engagement zu zeigen.

FUNKFAHNEN / HEADSET
Der BSA hat nichts gegen die Nutzung dieser Hilfsmittel. Allerdings sollten sie sinnvoll eingesetzt werden. Zum Beispiel muss nicht alles auf dem Feld via Head-Set kommentiert werden.

PERSPEKTIVEN / AUFSTIEGE
Perspektive muss jeder für sich entscheiden. Die Leistung muss allerdings vom SR erbracht werden. Beispiel: Aufstieg in die Oberliga erfolgt nicht nur durch SR aus dem Talentkader. Auch wenn die Anforderungen nicht so streng sind wie im Verband, trotzdem sollten die Leistungen erbracht werden.

Themen des Ansetzers – Mats Baur
Mats Baur - SR-Ansetzer im Bezirk Lüneburg

Gedanken die sich Mats Baur zu den Ansetzungen macht:

  • Passt der Kreis des SR zum Kreis der Mannschaften die er pfeifen soll?
  • Wie viele Spiele hat der SR bereits geleitet?
  • Hat der SR bereits ein Spiel an diesem Wochenende?
  • Wurde der SR bereits beobachtet?
  • Wann hat der SR zuletzt in dieser Staffel gepfiffen?
  • Wann hat der SR zuletzt die beteiligten Mannschaften gepfiffen?
  • Entfernung?
  • Handelt es sich um ein besonderes Spiel?
  • Wie hat der SR bisher performt?
  • Was gibt es darüber hinaus zu beachten? (Sonderfälle, Zeitpunkt ….)

„Das kostet Zeit. Bis zu zwei Stunden pro Spieltag. Macht mir aber Spaß.“ so Baur.

Die SR wurden im Rahmen der Möglichkeiten gleichmäßig eingesetzt:

  • in der Landesliga haben fast alle SR bislang zwischen 4 bis 6 Spiel erhalten
  • in der Bezirksliga ist die Streuung deutlich größer – von 4 Spielen bis 13 Spielen ist alles dabei
  • höherklassige SR wurden ebenfalls möglichst gleichmäßig in der Landesliga eingesetzt

Mats hat bislang 615 Ansetzungen getätigt und musste 51 Rückgaben (7,6%) bearbeiten, die allerdings alle nachvollziehbar waren. Trotzdem bat Mats künftig Rückgaben möglichst zu überdenken und keinen falschen Ehrgeiz bei Erkrankungen zu entwickeln.

Die allermeisten SR behandeln die Ansetzungen vorbildlich, trotzdem kommt es vor, dass der Ansetzer an die Bestätigung erinnern muss. Mats hält diese Erinnerungen zurecht für vollkommen unnötig und bat hier um Sorgfalt.   

Mats dankte allen, die ihm den Einstieg in die Ansetzungsarbeit leicht gemacht haben und freut sich auch weiterhin über die Kommunikation mit den SR nach dem Motto „Miteinander statt übereinander sprechen“.

Lehrarbeit – „Taktisches Verhalten“ + „Praxis einer Beobachtung“
Matthias Kopf - stellvertretender BSO
Martin Zornow - BSL

Die Referenten Matthias Kopf (stellvertretender BSO) und der Bezirksschiedsricherlehrwart (BSL), Martin Zornow, hatten sich offensichtlich gut abgestimmt. Ihre Lehreinheiten griffen nahezu ineinander. Während es beim stellvertretenden BSO im Gespräch um das Herausarbeiten des taktischen Verhaltens ging, wurde beim BSL anhand von verschiedenen Videoszenen das Verhalten eines SR besprochen und aus Sicht eines Beobachters eingeordnet. 

Erarbeitet wurde das taktische Verhalten vor und während des Spiels.

Vor dem Spiel muss ein SR unbedingt Neutralität bewahren. So sind zum Beispiel Gespräche mit den Trainern in Ordnung, allerdings nur mit den richtigen Themen. Keinesfalls sollte man mit einem Trainer „kumpelhaft“ sprechen, während der andere Trainer nicht beachtet wird. Als Themen bieten sich mehr das Wetter oder die Platzverhältnisse als eine strittige Entscheidung vom letzten Spieltag an.

Im Spiel gibt es unter anderem folgende Stichpunkte für das taktische Verhalten:

TATORTFESTLEGUNG
Im Mittelfeld großzügiger – in Strafraumnähe genauer –  schnelle Spielfortsetzung zulassen.

Berechenbar bleiben – auf beiden Seiten gleichermaßen agieren - zum Beispiel beim Einwurf.

VORTEILSBESTIMMUNG
Wo wird der Vorteil gegeben? Hier gilt „Sicherheit zuerst“. Foul am Verteidiger in dessem Strafraum sollten möglichst direkt abgepfiffen werden.

Sensibilität gilt zum Beispiel auch an der Seitenlinie - insbesondere vor den Trainerbänken.

Verzögerter Pfiff ist in passenden Situationen perfekt, sollte aber nicht ständig gemacht werden.

ZWEIKAMPFBEWERTUNG
Wie dicht ist man am Tatort? Neben der „Tatortpräsenz“ muss der SR überlegen, wie geht/läuft man dorthin (Körpersprache).

PRÄVENTION
Wie werde ich als SR wahrgenommen? Aggressiv oder als Ruhepol. Prävention muss auch außenwirksam erfolgen. Muss ein SR zum Beispiel alles kommentieren?

Persönliche Strafen geschickt vorbereiten durch Ermahnungen. Beispiel: Torwart verzögert mehrfach beim Ball holen.

Ein SR muss ein Gespür entwickeln, um zu agieren und nicht zu reagieren.

SPIELERANSPRACHEN
Mit wem kann ich reden? Ein Spieler, der auf 180 ist, ist kein guter Ansprechpartner.  

Ansprechpartner muss nicht zwingend der Kapitän sein.

Auf Augenhöhe reden und „der Ton macht die Musik“.

Nicht jede Entscheidung erklären, weil mit jeder Erklärung steht man automatisch im Fokus. Weniger ist mehr.

HEADSET UND FUNKFAHNEN
Ein Headset bedeutet nicht automatisch gute Kommunikation. Headset und Funkfahnen ersetzen nicht altbekannte Laufwege.

Aktivensprecher haben das Wort
Manuel Heß (Kreis Celle) berichtete den SR auf der Halbzeittagung

Manuel Heß (Kreis Celle) berichtete, dass die Aktivensprecher mit dem BSA im Austausch sind, um dort für die Belange der SR einzutreten.

Allerdings sollte sich jeder SR für persönliche Beobachtungsprobleme direkt an den BSA wenden.

SR-Ansetzungen von Bezirksschiris bei Kreisderbys wurden vereinzelt bereits umgesetzt und werden weiter geprüft.

Ein „Erste Hilfe Kurs im Sport für Schiedsrichter“ ist leider aus finanziellen Gründen bislang noch nicht zustande gekommen. Der Vorschlag von den SR „Referent aus der Schiedsrichterei“ wird geprüft.

Das Thema „Abstiege aus der Landesliga“ bei nur zwei Beobachtungen in der Saison ist weiter in der Diskussion. 

Aktivensprecherwahl
Celina Böhm (Kreis Heide-Wendland) stellt sich nicht mehr zur Wahl. Daniel Ballin (Kreis Verden) und Manuel Heß bleiben gerne weiter im Amt und stellten sich ebenso zur Wahl wie Tim Lahse (Kreis Harburg).

Alle drei wurden einstimmig als Aktivensprecher für das kommende Jahr gewählt.

 

Tim Lahse (links - Kreis Harburg) und Manuel Heß (Kreis Celle) sind zusammen mit Daniel Ballin (Kreis Verden) Aktivensprecher für das kommende Jahr
Beobachtungswesen im BSA

Matthias Kopf, zuständig für das Beobachtungswesen, ist mit dem Verlauf der bisherigen Saison zufrieden. Lediglich das Wetter hat dem Beobachtungswesen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit November ist eine flächendeckende Beobachtung nicht möglich gewesen.

Es sind gute bis sehr gute Leistungen der SR gezeigt worden. Laut Matthias wurde durch den neuen Beobachtungsbogen „ein Schritt nach vorne gemacht“.

Insgesamt sind bislang 138 Beobachtungen durchgeführt worden. 60 in der Landesliga, 78 in den Bezirksligen. Zusätzlich gab es 13 Coachingspiele (als Vorbereitung auf die Beobachtungen).

Matthias hält die Punktschnitte im Gegensatz zu den früheren Beobachtungsbogen für realistischer und sieht einen Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr.

Er erläuterte eindrucksvoll, wie akribisch die Nachbearbeitung der Beobachtungen erfolgt.

Matthias machte allen SR Hoffnung mit den Worten: „Das „Rennen um den Aufstieg“ ist in beiden Spielklassen aktuell vollkommen offen.“

Der Bezirksspielausschuss berichtet
Hartmut Jäkel - Vorsitzender des Bezirksspielausschusses

Hartmut Jäkel (Vorsitzender des Bezirksspielausschusses) vermeldete Erfreuliches: "Es gibt es nach Jahren des Rückganges ein Mannschaftsanstieg von 2% in ganz Niedersachsen."

Außerdem teilte er mit, dass der DFB grünes Licht für die Wiedereinführung der 10 Minuten Zeitstrafe im Seniorenfußball gegeben hat. Allerdings hat der Verbandsspielausschuss die Einführung der Zeitstrafe im NFV abgelehnt.

Für eine „Zwei-Stopp-Strategie“ mit zwei Unterbrechungen pro Spiel wird es ein Pilotprojekt im Kreis Gifhorn geben.  Der SR kann das Spiel zweimal unterbrechen, trifft sich mit Trainer und Spielführer im Mittelkreis (die übrigen Spieler sind in ihrer Hälfte), um das gerade Geschehene zu besprechen. Auch wenn es um Vorfälle im Zuschauerbereich geht. Sollte es zu einem dritten Vorfall kommen, wird das Spiel abgebrochen.

Zum Thema „Ausschreitungen“ bittet Hartmut die SR im Sonderbericht unbedingt anzugeben, ob und wie viele Ordner vorhanden waren. Hartmut lobte die Qualität der Sonderberichte. Sie haben dazu beigetragen, dass lediglich ein Fall vor das Sportgericht gegangen ist.

Sperren für Teamoffizielle gibt es aktuell noch nicht, weil es schwer zu kontrollieren ist.  

Hartmut schloss seinen Beitrag mit den Worten: „Danke für euer gute Arbeit. Macht weiter so.“

Hinweise zur Lehrarbeit und anstehenden Lehrgängen, Talentförderung

Der BSL wies auf die kommenden Prüfungen hin und mahnte rechtzeitig mit dem Training zu beginnen. „Zwei Wochen vor der Prüfung mit dem Lauftraining zu starten ist in der Regel zu spät.“

Der BSA hat beschlossen, dass beim Bezirkslauftest die Kurzstecke unter 6,4 Sekunden zu laufen ist. Höherklassig wird es bei 6,2 Sekunden bleiben.

Im Talentkader werden Talente an den Bezirk rangeführt. Der BSA hält diesen Lehrgang nach wie vor für sinnvoll, weil dort gezeigt wird, was auf künftige Bezirksschiedsrichter zukommt.


Autor: + Fotos: Olaf Lahse