VfL Westercelle krönt sich zum Bezirkspokalsieger

In einem umkämpften Finale vor beeindruckender Kulisse bezwang der VfL Westercelle den TSV Etelsen auf dessen eigenem Platz mit 1:0 (1:0).

Platzierter Schuss: Fabian Woitscheck (Nummer 19) trifft zum 1:0 für Westercelle.

Chancenreiche erste Hälfte mit furiosem Beginn

„Es war ein absoluter Pokalfight heute“, beschreibt Westercelles Trainer Sebastian Zich erschöpft, aber zufrieden kurz nach Abpfiff das Spiel. Vor einer atemberaubenden Kulisse am Etelser Schlosspark gewann seine Mannschaft gerade mit 1:0 gegen den heimischen TSV Etelsen. Dabei fiel das Tor des Tages nach nicht mal zwei Zeigerumdrehungen. Westercelles Kevin Gerecke dribbelte sich mit dem Ball am Fuß durch das Etelser Mittelfeld und spielte Fabian Woitschek im richtigen Moment das Spielgerät in den Lauf. „Etelsen war noch nicht richtig wach und Kevin konnte den Ball tief zu mir durchstecken“, beschreibt der Torschütze die Szene: „Ich bin dann alleine auf das Tor zugelaufen und konnte ihn dann unten rechts einschieben.“

Nach diesem Gegentreffer schienen dann auch die Schlossparkkicker erwacht und läuteten eine starke Phase des TSV ein. Während die Versuche von Luca Bischoff (4'), Bastian Reiners (5') und erneut Bischoff (7') unter die Kategorie „Annäherungsversuche“ fielen, musste in der 10. Minute Westercelles Schlussmann Dominik Lowag erstmals ernsthaft tätig werden. Nach einer feinen Etelser Ballstaffette über Bischoff und Gloger, landete der Ball wieder bei Bischoff, der aus aussichtsreicher Position am VfL-Keeper scheiterte. Überhaupt wurde es immer wieder gefährlich, wenn Bischoff an den Angriffsbemühungen der Schlossparkkicker beteiligt war: In der 18. Minute servierte Etelsens Nummer sieben den Ball auf den Kopf von Reiners, der aber nur an das Außennetz köpfte. Das Spiel schien im Verlauf der ersten Halbzeit immer mehr in Richtung des TSV zu kippen, doch die hatten ihre liebe Mühe mit der defensiven Abgeklärtheit der Westerceller. So kam es zu vielen Distanzschüssen, bei der fast jeder Etelser mal sein Glück versuchen durfte, doch sowohl TSV-Kapitän Simon Gloger (23') und Daniel Janssen, die beide das Ziel verfehlten, als auch Jarno Blicker (25'), der in die Arme von Lowag schoss, vergaben. Die dickste Möglichkeit hatte Etelsen fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff, als Gloger den Ball mustergültig im Strafraum für Reiners quer legte, dieser jedoch den Ball völlig unbedrängt nicht im Tor unterbringen konnte. Vom VfL kam in dieser Phase wenig: Man besann sich auf defensive Stabilität und versuchte durch Konter zu Entlastungen zu kommen. Kurz vor Schluss hatte Westercelles Gerecke dann doch noch eine Gelegenheit, als ihm ein Klärungsversuch der Etelser vor die Füße viel. Doch dessen Distanzschuss konnte der Stürmer nicht auf das TSV-Tor bringen. So ging es mit einem 1:0 in die Kabinen.

Die 2. Hälfte war geprägt durch viele Zweikämpfe. Hier trennt Janssen (rechts) den Ball fair von Gereckes Fuß.

Umkämpfte zweite Halbzeit

Die zweite Halbzeit begann von beiden Teams verhaltener. Während Westercelle wert auf die eigene Abwehrarbeit legte, versuchte Etelsen die Lücken im Bollwerk um VfL-Abwehrchef Johannes Wunsch zu finden. So waren es zumeist Standards, die für Gefahr seitens Etelsen führten. Doch weder Janssens Kopfball nach einem Blicker-Freistoß (47'), noch ein direkter Freistoßversuch von Reiners (49') stellten eine wirkliche Gefahr für Westercelles Tor dar. Danach verflachte das Spiel zusehends. Torchancen wurden zur Mangelware, dafür entwickelte sich ein durch Zweikämpfe geprägte Partie, die aber immer im Rahmen des Erlaubten blieb. So musste der umsichtige Schiedsrichter Tom Holzky nur zu fünf Verwarnungen greifen und sah sich selten größeren Herausforderungen gestellt.

Nach einer längeren Phase ohne Torgelegenheiten hüben wie drüben, brannte es in der 79. Minute dann doch noch einmal lichterloh im Westerceller Strafraum: Der eingewechselte Alex Ruf setzte zu einem wuchtigen Kopfball an, den Nowag, der heute unbesiegbar schien, mit einem beeindruckenden Reflex aus dem Winkel kratzte. „Dome hat den Ball überragend gehalten“, lobt Woitscheck nach Spielende seinen Torwart, der sich nach Abpfif ganz bescheiden gab. Nowag: „ Geht der rein, geht’s ins Elfmeterschießen. Aber ich mache hier meinen Job. Dafür bin ich da und ich bin immer da, um der Mannschaft zu helfen.“ Auch Nowags Trainer schloss sich dem Lob an: „Wir haben defensiv sehr, sehr stabil gestanden. Und alles, was durch kam, hat Dome stark weggefischt“. In der fünfminütigen Nachspielzeit hätte Udun für den VfL den Sack zumachen müssen: Etelsen vertändelte den Ball im Aufbau, der eingewechselte Stürmer blieb hellwach, fing den Ball ab und schlenzte ihn auf das Tor, doch sein abgefältschter Schuss ging denkbar knapp daneben. Beinahe rächte sich diese vergebene Torchance noch, denn in der wortwörtlich letzten Minute lag der Ausgleich noch einmal in der Luft, als Nils Koehle im Strafraum den Ball auf den Kopf serviert bekam, jedoch die Kugel nur auf das Tornetz bugsieren konnte. Kurz danach war Schluss und der Bezirkspokalsieg für den VfL Westercelle perfekt. Für Sebastian Zich ein gerechter Erfolg: „Defensiv waren wir heute eine Bank. Vom Engagement her kann man sagen, dass es heute ein verdienter Sieg war“, so der VfL-Coach und ergänzt: „Auch wenn wir nicht so viel Ballbesitz hatten, wie wir es gerne gehabt hätten, haben wir es hinten gut verteidigt und es durch Kampf und Einsatz verdient.“ Entscheidenen Anteil am Finaltriumph hatten auch die stimmungsvollen Gästefans, die in Kolonnen mitreisten, wie Westercelles Kapitän Philipp Boie findet: „Unsere Fans waren heute absolut überragend. Sie steckten wochenlange Planung in den heutigen Tag. Es war eine echt überwältigende Stimmung.“

Bezirkspokalsieger 2023: VfL Westercelle

Finalwürdige Stimmung in einer tollen Atmosphäre

Auch die Mitglieder und Fans der Schlossparkkicker sorgten für diese finalwürdige Stimmung in einer tollen Atomsphäre, auch wenn es für den ausrichtenden TSV am Ende nicht reichen sollte. „Der TSV Etelsen hat diesen Tag super organisiert. Es war ein wirklich sehr schönes Ambiente mit einem tollen Platz und einem schönen Spiel“, sagt Claudia von Kiedrowski vom Bezirksspielausschuss nach Spielende und findet, dass der VfL als verdienter Sieger die Etelser Sportanlage verlässt. Von Kiedrowski: „Heute hat man wieder gesehen, dass auch Favoriten straucheln können. Wenn man in den ersten Minuten schläft und dann ein Tor kassiert, ist es immer eine schwierige Geschichte, denn der Pokal hat seine eigenen Gesetze, wie es so schön heißt. Das hat man hier heute erlebt. Die Besseren haben heute gewonnen, denn man hat beim VfL mit Mannschaft und den Fans, die der Wahnsinn waren, einfach gemerkt, dass sie unbedingt gewinnen wollen. Etelsen hatten zwar einige Chancen, aber wenn man die nicht rein macht... Das ist eben Fußball.“ Bei der Siegerehrung stand der VfL Westercelle schließlich ganz allein auf dem Platz: Noch vor Überreichen der Medaillen haben die Spieler des TSV Etelsen den Platz verlassen, was für viel Unverständnis bei den eigenen Fans sorgte. Den Festivitäten der Westerceller tat dies am Ende keinen Abbruch, denn für den VfL und seine Anhänger war es ein unvergesslicher Abend, der noch bis in die späten Stunden gefeiert und zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte deklariert wurde. Netter Nebeneffekt: Durch den Bezirkspokalsieg qualifizierte sich der VfL Westercelle für den Niedersachsenpokal 2023/24. Der NFV Bezirk Lüneburg wünscht dabei viel Erfolg.

TSV Etelsen: 1 Daniel Büchau - 2 Daniel Janssen (64' 15 Kevin Bähr), 7 Luca Bischoff, 8 Bastian Reiners (64' 13 Alex-Christian Ruf), 10 Nils Koehle, 12 Simon Pals, 16 Simon Gloger (83' 3 Mirko Radtke), 23 Christopher Petzold, 24 Jarno Blicker, 26 Nico Meyer (71' 9 Hauke Wortmann), 27 Micha Langreder.

VfL Westercelle: 22 Dominik Nowag - 4 Johannes Wunsch, 8 Lukas Bonk (90' 31 Lennart Röhrs), 10 Tim Runge, 13 Kevin Gerecke (65' 20 Dominik Gärtner), 16 Calvin Smith, 19 Fabian Woitschek (79' 17 Silvan Udun), 21 Niklas Haase (49' 5 Luca Siegesmund), 23 Philipp Boie, 25 Paul-Justus Morgenstern (73' 15 Laurin Kibellus), 28 Tim Cewe.

Schiedsrichter: Tom Holzky (Walsrode); Assistenten: Niklas Requardt und Matthias Brand.

Tor: 0:1 Fabian Woitschek (2').

Ort: Sportanlage Etelsen (1.400 Zuschauer)


Autor: Yannik Brunke | Fotos: Olaf Lahse