Bezirksschiedsrichter Halbzeittagung 2023

„Es ist doch schön, dass so viele wieder da sind.“ begrüßte der Bezirksschiedsrichterobmann (BSO), Jürgen Bockelmann, nach der 3-jährigen Pandemie-Pause die Schiris, die von der Bezirksliga aufwärts für den NFV Bezirk Lüneburg auf den Fußballplätzen unterwegs sind.

Jürgen Bockelmann - Bezirksschiedsrichterobmann

Die zweitätige Veranstaltung fand in neuer Umgebung statt. Das Havenhostel in Stade bot alles, was sich der Bezirksschiedsrichterausschuss (BSA) vorstellte. „Das Hotel ist passend für uns. Die Veranstaltung soll auch im kommenden Jahr hier stattfinden. Mit dem Verlauf der zweitägigen Veranstaltung bin ich vollkommen zufrieden.“ resümierte der BSO, der sich besonders über die Teilnahme von Timon Beyer, Silas Dickmann (beide aus dem NFV Kreis Celle) und Leon Holtfreter(NFVKreis Stade) freute, die dem Bezirkstalentkader angehören.

Die Wertschätzung der Schiris drückte sich auch in der Gästeliste aus. So war der Vorsitzende des NFV Kreis Stade, Helmut Willuhn, extra für die Begrüßung vorbeigekommen und sagte unter anderem: „Es gibt nichts schöneres als Schiedsrichter zu sein.“. Neben Willuhn waren auch der Bezirksschatzmeister, Jürgen Miltzlaff, der stellvertretende Spielausschussvorsitzende, Hartmut Jäkel, und der Verbandsschiedsrichterlehrwart, Axel Martin, in Stade dabei.

Christian Röhling - Vorsitzender des NFV Bezirk Lüneburg

Darüber hinaus war auch Vorsitzende des NFV Bezirk Lüneburg, Christian Röhling, an beiden Tagen vor Ort. Röhling reflektierte in seinem Grußwort das Jung-Schiedsrichter-Turnier von Anfang Januar und war begeistert von der Organisation im Kreis Rotenburg. Er lobte das Engagement aller Schiedsrichter im Bezirk: „Auch das macht mich optimistisch, dass wir in den kommenden Jahren weiterhin Schiedsrichter auf Kreis-, Bezirks- und Verbandsebene haben werden.“ Röhling bat die anwesenden Schiris: „Bleibt dabei und versucht das Beste daraus zu machen.“

Dass die Bitte des Bezirksvorsitzenden nicht unbegründet war, wurde auch im Verlauf der Tagung deutlich. So stellte Axel Wendt heraus, dass es in Niedersachsen Stand Oktober 2022 nur noch 6198 aktive Schiedsrichter gab. 2019 waren es noch 7548 und 2020 lag die Zahl bei 7510 aktiven Schiedsrichter.

Auch deshalb regte Wendt an, bei jeder Gelegenheit (zum Beispiel auf Staffeltagen) die Schiedsrichterei positiv darstellen. „Auch Aktionen wie die Rückgewinnung von ehemaligen Schiedsrichtern (Stichwort: BACK in BLACK) sind wichtig“, so Wendt. Kreise könnten möglicherweise mit einer Flyeraktion für Anwärterlehrgänge werben. „Auch ein Schiedsrichter kann und muss und darf noch lernen!“ kann ein Motto sein.

Wendt wünschte sich noch mehr Bemühungen der Vereine: „Die Vereine brauchen eventuell nochmal Hinweise, wie man mit dem Schiedsrichter am Spieltag umgeht. Da geht es auch um Kabinen, die nicht als Abstellraum genutzt werden dürfen. Aber auch die Betreuung könnte hier und da umgänglicher sein.“

Axel Wendt - zuständig für Lehrgangswesen + Talentförderung im BSA

Eine Arbeitsgruppe auf Verbandsebene, der Wendt angehört, hat bereits einige Punkte zum Erhaltet und die Gewinnung von Schiedsrichtern erarbeitet und will diese weiterverfolgen: 

  • Die Schiedsrichter-Spesen sollten angemessen und zeitnah angepasst werden. Hier wird an den Verband appelliert, sich für die Schiris einzusetzen.
  • Die Vereine sollten sich um die Schiris in Bezug auf Ausstattung und Beiträge kümmern.
  • Ein Bonus für Vereine mit Schiedsrichter-Übersoll wäre eine Möglichkeit die Vereine zu belohnen. „Nicht nur bestrafen, sondern auch belohnen.“ lautet deshalb ein Motto.
  • Strafen für Verfehlungen sollten spürbarer für die Verursacher sein, um den Umgang wieder auf eine respektvolle Ebene zu bringen.
  • Die NFV Kreise sollten sich über ihre positiven und negativen Erfahrungen austauschen.
     

„Schiedsrichtermangel macht sich mehr und mehr in den Kreisen bemerkbar. Gerade die jungen Schiedsrichter nach den Anwärterlehrgängen beim Hobby zu halten, ist eine schwierige Aufgabe.“ analysierte Wendt.

Der Rück- und Ausblick des BSO beschäftigte sich ebenfalls mit dieser Thematik. Zwar ist man vermeintlich auf Bezirksebene zahlenmäßig gut aufgestellt, aber es gibt etliche Schiedsrichter, die auch als Assistent in höheren Liegen angesetzt werden. Zudem nutzen mehr Schiris als früher die Möglichkeit von Freiterminen. „Es darf nicht die Regel werden, dass man auf Bezirksebene zwei Mal am Wochenende unterwegs ist.“ sagte der BSO.

Bockelmann mahnte, wie später auch Hartmut Jäkel, mehr Sorgfalt beim Spielbericht an. Dieser muss eine Stunde nach Spielende freigegeben werden. Jäkel ergänzte hierzu „Die Berichte für einen Platzverweis oder besondere Vorkommnisse müssen immer detailliert erfolgen.“ Auch die Platzdisziplin der Vereine („Vier gekennzeichnete Ordner müssen mindesten vorhanden sein.“) ist laut Jäkel genauso zu dokumentieren wie Vorfälle mit Pyrotechnik.

Im Tagesordnungspunkt „Ausblick“ bat Bockelmann: „Wenn jemand aufhören möchte, sagt es bitte rechtzeitig, damit der BSA planen kann.“ Außerdem wünscht er sich von den Schiedsrichtern, die aufgrund beruflicher Veränderungen und möglichen Umzügen zu überlegen, was man in seinem Hobby noch leisten kann und möchte. „Andere Lebensumstände führen zu veränderten Freizeitverhalten. Kein Problem, aber sprecht mit dem BSA, den Veränderungen gehören zum Leben.“ Bockelmann: „Ich würde mich wirklich freuen, wenn alle dabeibleiben.“

Lehrarbeit war ebenfalls ein Punkt der Tagung in Stade.
Martin Zornow und Matthias Kopf referierten über die „Umstellung des Beobachtungsbogens im Bezirk Lüneburg“. Der DFB benutzt bereits einen ähnlichen Beobachtungsbogen. Die Notenspreizung ist deutlich größer als früher und es gibt eine bessere Möglichkeit schlechte Noten auszugleichen. Der Beobachter hat viel mehr Möglichkeiten Einzelszenen in der Beurteilung unterzubringen. Zornow und Kopf besprachen mit den Teilnehmern Videoszenen unter Beobachtungsgesichtspunkten, um den Schiris die Bewertung ihrer eigenen Beobachtungen verständlicher zu machen.

Axel Martin - Verbandsschiedsrichterlehrwart

Der Verbandsschiedsrichterlehrwart, Axel Martin, erarbeitete mit den Schiris wichtigen Aspekte zur Frage, wo sich der Schiri idealerweise während des Spiels auf dem Feld aufhält. So wurden die Punkte

  • sinnvolle Nähe schafft Akzeptanz
  • Winkel vor Nähe
  • bei Konter immer den direkten Weg suchen
  • Tatortnähe nur mit Aufgabe (zu viel Präsenz vermeiden)
  • Entscheidungen aus der Ruhe treffen
  • bei Standards dynamisch bleiben

auch anhand von Videoszenen verdeutlicht.


Zur Halbzeittagung gehört seit Jahren auch die Möglichkeit der Schiedsrichter sich ohne BSA auszutauschen.

Der Aktivensprecher, Daniel Ballin (NFV Kreis Verden), schlug die Wahl einer Gruppe von künftig drei Aktivensprechern vor, die gemeinsam in unterschiedlichen Gremien mitreden sollen. Sie sollen die Interessen aller Schiris beim BSA vertreten, wobei die Schiedsrichter aufgefordert wurden „Einzelproblemstellungen“ gerne mit seinem Kreisschiedsrichterobmann oder dem BSA direkt zu klären.

Ballins Vorschlag neben ihm Manuel Heß (NFV Kreis Celle – Motto: „ Einfluss bekommen - für euch mit euch.“) und Celina Böhm (NFV Kreis Heide-Wendland – „Ich möchte die Frauenrollen repräsentieren und mehr Diversität reinbringen.“) für diese Aufgaben zu wählen, wurde einstimmig angenommen.

Themenaufträge für die Aktivensprecher gab es umgehend aus dem Forum: „Wertschätzung“ und „flexiblere Umbesetzung zwischen Bezirks- und Landesliga“ sollen sie mit dem BSA besprechen. Außerdem soll über die Beobachtungshäufigkeit in Verbindung mit der Altersstruktur diskutiert werden.
Diese Aufträge setzen Ballin, Heß und Böhm bereits unmittelbar nach der Tagung im Gespräch mit dem BSA um.

Die gewählten Aktivensprecher (von links): Daniel Ballin, Celina Böhm und Manuel Heß.

 

 


Autor: + Fotos: Olaf Lahse